Mehr als ein Stuhl und ein Schreibtisch: Ergonomie 2.0

  • Mehr als ein Stuhl und ein Schreibtisch: Ergonomie 2.0

Wenn es um Büroergonomie geht, stellen wir uns einen Arbeitsplatz vor, der unseren körperlichen Bedürfnissen entspricht: einen bequemen, passend eingestellten Stuhl, einen stabilen Schreibtisch oder einen geeigneten Computerbildschirm. Aber es gehört mehr dazu. Ergonomie 2.0 ist ein breiteres Konzept, das neben geistigem und körperlichem Wohlergehen verschiedene Elemente der Arbeitsumgebung umfasst, die sich auf unser Befinden und unsere Arbeitsweisen auswirken. 

Beleuchtung
Tageslicht eignet sich für die Arbeit am besten, Sie sollten jedoch sicherstellen, dass sich an sonnigen Tagen kein helles Licht im Computerbildschirm spiegelt. Der Bildschirm sollte seitlich zum Fenster positioniert werden (wenn er mit der Rückseite zum Fenster aufgestellt ist, können blendende Reflexionen entstehen und beim Blick auf das Fenster werden Ihre Augen durch den übermäßigen Kontrast zwischen Bildschirm und Hintergrundlicht überanstrengt). Die Fenster müssen über geeignete Vorhänge oder Jalousien verfügen. Gleiches gilt für künstliches Licht – ideal ist eine Deckenleuchte, die den gesamten Arbeitsbereich gleichmäßig ausleuchtet. 

Akustik
Obwohl man vielleicht denken könnte, Lärm sei zwar in einer Fabrik, nicht aber in einem Büro ein Problem, gewinnt die Akustik in der Büroplanung zunehmend an Bedeutung. Geistige Anstrengung erfordert entsprechende Konzentration. Laute Gespräche oder das Geräusch eines Aktenvernichters können sich negativ auf unsere Stimmung und Produktivität auswirken. Die Phase der Büroplanung ist hierbei entscheidend. Sie sollten darauf achten, wie Sie laute Bürogeräte platzieren oder Entspannungsbereiche abseits der Orte zu planen, die für ruhiges, konzentriertes Arbeiten vorgesehen sind. Viele Räume erfordern passend ausgewählte schallabsorbierende Paneele. Freistehende Akustikwände oder an Wänden und Decken befestigte Paneele wirken Wunder in Bezug auf den akustischen Komfort in Ihrem Büro.
 
Biophiles Design
Pflanzen gelten seit jeher als eine schöne Ergänzung für ein Büro, aber in letzter Zeit erleben wir eine ganz neue Ebene dieses Aspekts. Große, exotische Pflanzen, üppig begrünte Wände oder Blumen in vielfältigen saftigen Farben werden sehr häufig in die Büroplanung integriert.  Pflanzen sind aber nur ein Teil des umfassenden Trends namens „biophiles Design“, bei dem es darum geht, Menschen mit der natürlichen Umgebung in Verbindung zu bringen und das natürliche Formen und Materialien in die Bürogestaltung zu integrieren.

Wissenschaftler der Universität Exeter haben herausgefunden, dass die Zufriedenheit und Produktivität der Beschäftigten in einem grün gestalteten Büro um 15 Prozent gegenüber einer minimalistischen, einfachen Inneneinrichtung ohne Pflanzen steigen. Pflanzen erfrischen nicht nur die Luft, die wir atmen, mit ihren Farben schenken sie unseren Augen auch Momente wohlverdienter Entspannung. Ein Raum voller Pflanzen steigert unser Wohlbefinden und lindert den Alltagsstress. 

Mehr Bewegung
Arbeitgeber sind stetig bemüht, Ihre Beschäftigten zu mehr Bewegung anzuregen. Manche bieten Sportpakete und Vergünstigungen an, andere stellen eine Schaukel in den Entspannungsbereich. Einige Unternehmen bieten auch Yogakurse als Arbeitspausen an. Schon eine kurze Pause oder ein kleiner Spaziergang sind gut für Wirbelsäule und Geist. Je länger Sie ununterbrochen arbeiten, desto schwerer wird es Ihnen fallen, sich zu konzentrieren. Durch eine kurze Pause von Ihrer jeweiligen Aufgabe können Sie eine neue Perspektive gewinnen und möglicherweise bessere Lösungen finden.

Kognitive Ergonomie
Der jüngste Zweig der Ergonomie ist die kognitive Ergonomie – sie beschäftigt sich damit, wie Ihre Umgebung und die von Ihnen ausgeführten Tätigkeiten auf Ihre kognitiven Fähigkeiten abgestimmt sind. Die kognitive Ergonomie untersucht die Auswirkung von Systemen auf Ihre Wahrnehmung, Ihr Gedächtnis und Ihre Fähigkeit, sich zu erinnern und gespeicherte Informationen abzurufen, aber auch auf die mentale Belastung, die moderne Arbeit mit sich bringt. Während Fabrikarbeitskräfte eine Reihe nützlicher Werkzeuge benötigen, brauchen Büroangestellte eine überschaubare und zweckmäßige Sammlung von Programmen und Anwendungen.  Komplizierte Aufgaben sollten sich mit einfacheren abwechseln.

Autorin: 
Zofia Bocheńska-Szupik 
Trainerin | Product Consultant